Gendarmenstien ohne Gendarmen - Pilgern auf der Grenze

Montag 26. bis Freitag 30. Juni 2023 – Notizen von Wolfgang Teichert

„Landschaften gibt es nicht ohne den Menschen. Ohne unseren Blick,
unsere Empfindungen, ohne unsere Unruhe und unsere Sehnsucht
wäre das, was Landschaft genannt wird, nur ein charakteristischer
Ausschnitt der Erdoberfläche…Wir lassen das Vorgefundene auf uns
wirken und schreiben seine Eigenart fest – im angepassten Namen.
Dies allerdings, so scheint es, stellt lediglich einen Akt äußerer
Inbesitznahme dar. Die wesentlichen Wirkungen der Landschaft
erfahren wir als inneres Erlebnis“

Siegfried Lenz: Von der Wirkung der Landschaft auf den Menschen; in: Über den Schmerz, Essays Hamburg 1989, 2. Auflage, Seiten 12 und 16

Siebzehn Frauen und acht Männer pilgernd und flanierend, fünf Junitage lang wandern auf der Grenze von Land und Meer, auf dem Gendarmenstieg von Egernsund über Düppel mit Abstecher zum Gravensteinschloss bis Hörup auf Alsen. Zwischendrin Schweigen, Baden, Dialoge, zwanglose Gespräche, Gedichte und einige Lectures. Das Alter der Beteiligten gemischt: Man ist nie zu alt, um neue Erfahrungen zu machen! sagen wir gleich zu Beginn. Und: Unser Pilgern ist kein Wettlauf. Alle werden ihren eigenen Rhythmus finden und einander und sich selbst wahrnehmen. Dies gilt sowohl für jüngere Leute, die pilgern, als auch für „Pensionisten“, wie unser Busfahrer Jörg dänischen Grenzern zur Heiterkeit aller Beteiligten zurufen wird. Die „Pensionisten“ jedoch haben verschiedenste Erfahrungen mit Wandern und Pilgern mitgebracht, wie sich in den Eingangsstatements herausstellt. Einige fragen: „Traue ich mir das (noch) zu?“ Andere wirken „professionell“; und es beruhigt uns, dass eine Ärztin, ein Arzt und ein Chemiker (mit passendem Verbandszeug, wie sich am letzten Tag notgedrungen herausstellt) mit dabei sind. 
Von der VCH Akademie sind außer Wolfgang Teichert noch die Musikerin Elisabeth Jöde und Planer Jürgen Mohrdiek mit von der Partie: Einer vorn, einer in der Mitte und eine am Schluss der Gruppe, so jedenfalls war es gedacht, auch wenn das nicht immer gelang (am Ende des Pilgerns verabreden wir für zukünftige Unternehmen, dass alle die Mobilfunknummern der „Leitung“ zur Hand haben).
Der Anreisetag galt dann erster Einführung in Geist und Inhalte der kommenden Tage.
Beginn mit dem „Manifest für Bewegung“ des Schweizer Dichterpfarrers Kurt Marti:

brüder! schwestern!
bewegt eure ohren
bewegt eure augen
bewegt eure zungen
bewegt euch im lob
des bewegers der alles bewegt
besser bewegt euch
ihr brüder! ihr schwestern!
bewegt eure hände
bewegt eure hälse
bewegt eure körper
es kommt der tag
da ihr nichts mehr bewegt
schwestern! brüder!
bewegt euren geist
bewegt eure worte
bewegt die gedanken
die logischen ketten
die köstlicher schmücken
als gold und keramik
es kommt die nacht
da ihr nichts mehr bewegt
freier bewegt euch
ihr brüder!
freier bewegt euch
ihr schwestern!
und brüder und schwestern
zusammen
im lob des bewegers
der alles bewegt

Unsere Stationen:

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